2019.12.13 Im Rausch der Geschwindigkeit

Freitag der 13. für abergläubische Gemüter ein Grund im Bett zu bleiben.

Nicht so für uns!

Die Vorhersage sieht ganz ordentlich aus. Moderate Windzunahme mit der Höhe, die Richtung stimmt, SkySight zeigt ganz gute Wellen, besonders im Norden an. Lediglich die relativ hohe Feuchte gibt ein wenig Anlass zu Bedenken.

Der Süden in Richtung Bariloche und Esquel sieht trockener, von der Wellenentwicklung her aber eher mässig aus. Da wir am nächsten Tag wieder nach Chile wollen, planen wir zwecks Zollabwicklung ohnehin in Mendoza zu landen.

Bei der Fahrt zum Flugplatz beleuchtet der fast volle Mond riesige Lenticularisformationen.

Wir haben schon am Vortag alles vorbereitet. 15 Minuten vor Sonnenaufgang sind wir in der Luft. Nur 10 km westlich des Platzes setzt nahezu turbulenzfreies Steigen ein. Mit fast 7 m/s treibt es unsere beiden Stemme nach oben. Die Lentis sind ungewöhnlich tief. In knapp 6.000 m folgen wir den Föhnfischen auf der üblichen Linie des Loncopuetals nach Norden. Im Osten die unendliche Vielfalt des Graus („Fifty shads of grey“), im Westen eine von der noch tiefstehenden Sonne angeleuchtete hochreichende Wolkenwand. Schnell sind wir in der Welle des Vulcans Caviahue.

Noch kommt die Sonne nicht durch!

Doch der Weiterflug wird durch die niedrigen Basen der Rotoren und ihren hochreichenden Tops, sowie riesigen Schauern aus der Staubewölkung zum Vabanquespiel. Wir tasten uns noch bis zur Cordillera del Viento, dann fällt rasch die Entscheidung die bis dahin hohe Schnittgeschwindigkeit nicht zu gefährden. Vielleicht trocknet es später etwas ab. Der Weg nach Süden lässt keine Wünsche offen. Wir verlängern unseren Flugweg etwas über den Abflugpunkt im Lee der Catanlil nach Süden. Wir folgen den schönen Rotorbändern noch eine ganze Weile. Die Steigwerte sind jedoch deutlich schwächer, also wieder zurück nach Norden auf die Rennbahn.

Wir haben Glück. Zwar sieht es westlich von Chos Malal immer noch nach Weltuntergang aus.

Östlich des Tromen zeigen einige Sonnenflecken aber eine Föhnlücke an. Unter der mächtigen Rotorwolke der Cordillera del Viento staubt noch der Regen aus der fast aufliegenden Basis. Aber der 7 m Lift hebt uns über die darüberliegende Lenti. Der Weg in das Barrancastal ist frei. Nach dem üblichen Absturz (- 9 m/s) drehen wir ein wenig nach Süden ins Lee des Tromen, der uns wieder mal mit außergewöhnlichen Steigwerten begrüßt. Der Ausblick nach Norden läßt die Herzen höher schlagen. Zwischen den vom Westen herabhängenden Schneefahnen und riesigen Lentis im Osten scheint es eine ausreichende Anzahl von Lücken zu geben, um in das Tal des Rio Grandes zu schlüpfen.

Längst haben wir Kontakt mit Mendoza Control. Eine Freigabe bis FL 250 wird problemlos erteilt. Die Groundspeed überschreitet des öfteren die 300 km/h Marke. Ab Malargue´ wird es deutlich trockener, aber immer noch zeigen uns flache Lentis die zu fliegende Linie an. Schon kommt die Laguna Diamante mit dem Vulkan Maipu in Sicht. Hier sind nur noch vereinzelte hohe Rotorwölkchen, die uns den Weg weisen. Wir surfen nun mit deutlich schwächeren Steigwerten bis kurz vor dem Tupungato, bevor wir wieder nach Süden drehen.

Der Rückweg bis zum Tromen wird gelegentlich recht spannend, wenn gerade mal eine wellenförmige Schneefahne den Weg zu versperren droht. Aber wir haben das notwendige Quentchen Glück. Immer wieder geht es ganz knapp durch die engen Korridore der Wolkengebirge. Nur kurz vor dem Tromen müssen wir fast 1.000 m mit den Bremsklappen vernichten, um im Sichtflug zu bleiben. In weitem Bogen fliegen wir südlich vom Tromen nach Westen, gerade hoch genug, um wieder in das Rotorband der Cordillera del Viento zu gelangen. Die dabei verlorene Höhe ist in dem gigantischen Steigen im Nu wieder wettgemacht.

Die Rennbahn des Loncopuetals lässt sich erwartungsgemäss auch nicht lumpen. Schon sind wir wieder südwestlich von Zapala und drehen wieder auf Nordkurs. Noch immer erschweren Schneeschauer und niedrige Basen den Weg in das Barrancastal. Wir lassen uns nicht von der bedrohlichen Optik täuschen und schlüpfen durch eine Lücke im Wolkengrau auf den bereits bekannten Racecourse nach Osten. Der Ausblick nach Norden ist schlichtweg atemberaubend. Gewaltige vertikale Wolkentürme gleissen im Sonnenlicht. Wir schiessen mit Höchstgeschwindigkeit an den weissen Wänden entlang. Der Varioton ueberschlägt sich fast. Der Integrator zeigt bis zu 11 m/s bei 180 km/h IAS an!

Schon lassen wir Malargue´ hinter uns. Die Wolken sind nun auch im Norden ausgeprägter. Nach der Laguna Diamante  fliegen wir diesmal durch den engen Pass zwischen dem Cordon del Plata und dem Tupungato. Fast schlagartig setzt hier deutliche Turbulenz ein. Die rotorigen Wolkenfetzen lassen keine klaren Strukturen mehr erkennen. An einer hohen thermisch aussehenden Wolke machen wir in turbulentem Steigen einige hundert Meter Höhe. Westlich davon wird es wieder still. Wir sind wieder in der Welle. Weit im Norden hat sich eine riesige flache Lenti gebildet. Wir surfen im Lee des Aconcaguas über das Dach von Südamerika nach Norden. Unter uns schlängelt sich die Passstrasse von Santiago nach Mendoza durch das enge Tal.

Wilde Landschaft – da ist man über jeden Meter Höhe dankbar!

Westlich von der Cordillera de Tigre nähern wir uns der markanten Lenti des Calingasta Tals. Sie enttäuscht uns nicht. An ihrer Vordekante steht beständiges Steigen. In 8.000 m brechen wir ab, obwohl das Steigen jetzt erst so richtig gut wird. Der Sauerstoffvorrat geht langsam zur Neige und in diesen Höhen braucht man eine deutlich Sicherheitsreserve. Wir surfen noch ein bisschen Richtung Norden. Der Blick auf die Uhr ermahnt jedoch zur Vernunft. Es ist Zeit umzukehren. Die tiefstehende Sonne lässt das rotbraune Felsgewirr unter uns erst so richtig sichtbar werden. Hunderte von engen Canons zeigen an, dass es hier mal Wasser gegeben haben muss. Hier könnte man problemlos einen Film über den Mars drehen.

Beim Anflug auf Mendoza informiert uns der Controler etwas unerwartet, dass wir wegen Platzmangels nicht landen können. Kein allzu großes Problem mit 6.000 m Höhe. 

Wir entscheiden uns, wieder mal unsere Segelfliegerfreunde in San Martin de Mendoza zu besuchen. Die sind bereits durch informiert und erwarten uns schon.

Der Controller lässt uns direkt über den Flughafen von Mendoza nach San Martin gleiten. Unter uns das Vorfeld mit dutzenden Jets eng gestapelt. Hier wäre kein Platz mehr für unsere beiden Stemme gewesen.

In diversen WhatsApp-Gruppen der argentinischen Segelflieger wurde der Flug schon den ganzen Tag über Flightradar24 mit verfolgt. Wir landen nach 2.800 km kurz nach Sonnenuntergang. Ein gemütliches Abendessen mit unserem Freund Federico ist das Sahnehäubchen dieses für uns unerwarteten aussergewöhnlichen Flugtages.

Der lange Weg nach Mendoza

2019.10.24 Die Welle ruft!

Der Abend in Mendoza nach der Einreiseprozedur verläuft recht ruhig. In „booking.com“ finde ich ein Appartement für 5 Euro ganz in Flughafennähe. Wow – na da bin aber gespannt. Für 3,50 € Taxikosten komme ich an und werde sehr freundlich empfangen. Nach meiner Frage bezüglich eines Restaurants in der Nähe, bestellt man mir eine Pizza. Mittlerweile ist der Vermieter, ein junger Argentinier aufgetaucht. Er erklärt mir, daß die 5 € ein Irrtum seien, es sollten 10 € sein! Das Appartement hat ein Schlafzimmer mit einem riesigen sehr komfortablen Bett , Küche, Bad, Terrasse, alles vom Feinsten. Ich stecke die Preiserhöhung von 100 % wohlwollend weg. Mein Vermieter interessiert sich sehr über unsere Aktivitäten. Nach einem angeregten Gespräch verabschiedet er sich mit dem Angebot, mich am nächsten Tag zum Flughafen zu fahren, was ich gerne annehme.

Nach dem obligatorischen Wetterstudium am nächsten Morgen, starte ich schon nach kurzer Zeit und verlasse Mendoza. Mein Ziel ist San Jose de Jachal.

Ich bin zunächst im Segelflug unterwegs. Recht gut aussehende Cumuli mit einer Basis von 3.500 m kann man ja wohl nicht auslassen. Doch schon nach relativ kurzem Flug wird es blau und die „Vorhügel“ der Cordillere sind mit knapp 4.000 m nun doch etwas im Weg. Da ich außerdem etwas spät dran bin, schalte ich den Rotax auf laut . Nördlich von SanJuan entscheide ich mich in das mir bekannte Tal nach Nordwesten der Hochebene westlich der Sierra Tontal folgend einzufliegen. Die Cumuli dort und vor allen Dingen die Lentis ziehen mich magisch an. Im reinen Segelflug war das kaum machbar. Der Hang trägt, es gibt thermisches Steigen, aber es riecht geradezu nach Welle. Motor aus, ich übersteige einen der Cumuli und befinde mich in ruhigem laminaren Steigen. In ca. 4.000 m entscheide ich mich für den Endanflug nach Jachal. Zunächst will ich westlich des Grates bleiben, verliere aber angesichts des sehr flachen Hangs und der ansteigenden Landschaft den Mut und fliege östlich weiter auf Nordkurs. Am Schluss wird’s dann tatsächlich etwas eng. Ich war hier noch nie und ich kann nicht behaupten, daß der Anflug mit einer Ankunftshöhe von 200 m nicht doch etwas aufregend ist. Leztlich den breiten Asphaltstreifen unter mir zu haben – beruhigt ungemein. Nach dem Ausschweben erwartet mich eine große Gruppe des Aeroclubs von Jachal , die durch die Buschtrommel der Segelflieger, oder Whatsapp über meine Ankunft unterrichtet wurden.

Der Empfang ist schlichtweg überwältigend. Nach Fotosessions und diversen Interviews werde ich zum Hotel gefahren. Ich nutze die Zeit bis zum Abendessen für einen kurzen Einkaufsbummel in dem sauberen und ansprechenden Städtchen und eine Stunde später sitzen wir alle in einem gemütlichen Restaurant und ich erfahre mehr über meine freundlichen Gastgeber und ihre Pläne mit ihrem tollen Flugplatz.

Meine Pläne für den Folgetag sind auch nicht gerade bescheiden und man bringt mich daher zeitig in das nette Hotel mit dem Versprechen, mich am nächsten Tag um 5:30 wieder abzuholen.

2019.10.23 Geduld, Geduld, gut Ding braucht Weile…

Es ist ja schon ein paar Tage her, daß unser schönes Wohnmobil auf dem Weg von Calafate nach Bariloche den Geist aufgab. Man kann natürlich nur das Pech sehen, das uns dieses Ungemach bescherte. Doch was für ein Glück, daß nur wenige Minuten später ein freundlicher Argentinier anhält und uns bis zu Freunden in El Bolson schleppt. Und was für ein Glück, daß Martin einen guten Mechaniker kennt, der willens ist, den doch recht komplexen Motor zu öffnen, nachdem er den Fehler in Form eines kaputten Kolbens blitzschnell analysiert hat. Ganz zu schweigen, von der Chance, daß alle notwendigen Ersatzteile in Argentinien verfügbar sind und nach dem Ausbau und Zerlegen des Motors bestellt und schon nach 1 Woche geliefert werden. Naja, die 2 Wochen Wartezeit waren zugegebenermaßen doch recht lang. Was für ein Glück bei Martin und Mariela zu wohnen.  Die beiden haben ein kleines Paradies für Gleitschirmflieger aus aller Welt aufgebaut und wohnen mit ihren 2 Kindern mitten zwischen all den Urlaubern mit einer Selbstverständlichkeit, die ihresgleichen sucht. Nachdem endlich die Ersatzteile eingetroffen und damit vorerst der Mechaniker wieder dran ist, will ich endlich mal wieder fliegen. Nach einer schönen Busfahrt von El Bolson nach Bariloche fliege ich nach Buenos Aires  und von dort aus nach Santiago.

Dort herrscht gerade Ausnahmezustand. Was für ein Glück, daß ich gerade den richtigen Flieger gewählt habe, da zahlreiche Flüge zwischenzeitlich gecanceled sind. Ein Taxifahrer fährt mich wegen zahlreicher Barrikaden mit einigen Umwegen nach Olmue´ . Und wieder Glück, Sergio gibt mir die Nummer unseres Hotelbesitzer, der mich nachts empfängt und mir sogar noch ein komplettes Abendessen serviert.

Zwei Tage verbringe ich noch in der schmucken Hosteria el Copihue. Ich nutze die Zeit, die Stemme zu putzen und gründlich durchzuchecken. Am Mittwoch soll es endlich losgehen. Mittlerweile gibt es kein Benzin mehr zu kaufen, doch Sergio hat noch Avgas. Ich fliege nach Santiago mit der Absicht, nach Zoll und Ausreiseprozedere gleich weiter nach Mendoza zu fliegen. Nach der Landung auf dem mit 3 parallelen Landebahnen heftig frequentierten Verkehrsflughafen folge ich dem „Follow Me“ – Fahrzeug. Kurz vor dem Abstellplatz plötzliches Rattern und Absenken des rechten Flügels. Schöne Bescherung, das rechte Rad ist komplett platt. Ich hebe den rechten Flügel an und mit zwei Helfern schieben wir den Flieger die paar Meter bis zur Parkfläche. Was für ein Glück, daß das nicht auf der Landebahn passiert ist! Ich stelle mir lieber nicht das Chaos vor, das ich damit verursacht hätte.

Leider sind die Mechaniker am Platz wegen des Ausnahmezustands schon weg. Mein freundlicher „Follow Me“ – Fahrer bringt mich aus dem Gewirr des riesigen Flughafens ohne Aufhebens in den öffentlichen Teil. Mit einem Taxi geht es in ein kleines preiswertes Hotel mit richtig gutem Internet.

Ich telefoniere noch mit Sergio, der in unseren Container nach einem Ersatzteil sucht. Was haben wir schon nach Argentinien mitgenommen, was ist noch im Container. Ich weiß es nicht mehr.

Ich schlafe schlecht. Zu viel geht mir durch den Kopf. Die schöne Wellenperiode, die sich auf der anderen Seite der Cordillere aufbaut…. Schaffe ich es noch vor dem zu erwartenden Stau rüberzufliegen? Wie krieg ich den Reifen repariert. Vielleicht mit einem Reifenspray, oder besser nicht? Die Vorstellung auf einer hochfrequentierten Startbahn vor fünf wartenden Jets liegen zu bleiben ist nicht gerade anregend.

Meine Taxifahrerin fährt mich am nächsten Tag zu verschiedenen Tankstellen und einer Gomeria. Kein Reifenflickspray zu erwerben – also nichts wie zum Flughafen. Nach einigem Rumfahren gelingt mir schließlich der Zugang in den Flughafen mit diversen Kontrollen. Ein Kollege des „Follow Me man „ vom Vortag fährt mich zu meinem Flieger. Danach wird’s jedoch wieder zäh. Ein großer Maintenancebetrieb hat zwar sicher das nötige Werkzeug. Aber hier ist alles zertifiziert, für die Stemme hat der Betrieb keine Zulassung. Ich muß erst mal ein Mail mit der Bitte mir einen zugelassenen Werkzeugkasten auszuleihen zu dürfen schreiben – sieht nicht gut aus.

Wieder habe ich Glück. Sergio hat mittlerweile im Container ein komplettes Ersatzrad gefunden. Ich hatte es aus Gewichtsgründen da gelassen. Er bietet sich an, mit entsprechendem Werkzeug und seiner Cessna eben nach Santiago zu fliegen. Eine Stunde später ist er da. Der Radwechsel dauert keine 15 Minuten. Jetzt noch schnell tanken, Zoll und Migration, und los.

Doch wieder ist Geduld gefragt, alles dauert viel länger, als geplant. Endlich sitze ich im Flieger, bitte um Rollfreigabe, nein – mein bei der DFS in Frankfurt aufgegebener und angekommener Flugplan gilt nicht. Raus aus dem Flieger, den gleichen Flugplan bei der Handling Agency novhmals machen. Ganz ruhig… diesmal geht’s  wirklich los. Ein „Follow Me“ fährt mich  zum Taxiway und in erstaunlich kurzer Zeit bin ich in der Luft.

Jetzt geht es richtig professionell zu. Eine Freigabe nach der anderen wird abgearbeitet. Aufgrund meines Kennzeichens werde ich höflich gefragt, ob ich in Englisch oder Spanisch kommunizieren will. Ich bleibe beim Spanisch. Es ist ein langer Aufstieg entlang der Precordillere. Ein fast 4.000 m hoher Pass südlich des  Aconcaguas  ist zu queren. Einige recht kräftige Aufwinde lasse ich bewusst stehen. Es ist schon recht spät und ich bin ziemlich sicher, daß die Bürokratie in Mendoza mich auch noch einige Zeit kosten wird. Unter mir winden sich die unendlich vielen Kurfen der Passstraße, die wir vor ein paar Wochen im Bus nach Buenos Aires erleben konnten. Die Basis einiger gut aussehenden Kumuli liegt bei fast 5.000 m. Links geht das Tal zum Aconcagua hoch, auf dessen 7.000 m hohen Gipfel vor 22 Jahren mein Argentinientraum begann. Nach dem Pass geniesse ich im Sinkflug das braunrote Farbenspiel des Uspallata-Tals.

Uspallata-Tal von unten betrachtet

Nach der Landung begleitet mich ein freundlicher Polizist durch den Behördendschungel. Ich bin endlich wieder in Argentinien. Das Abenteuer Welle steht vor der Tür.

2019.10.03 Der chilenischen Küstenlinie nach Norden folgend

Nach einer guten Nacht und ausgiebigem Frühstück geht es wieder zum Flugplatz.

Eine der hübschen Damen aus der AIS möchte unbedingt unsere Flieger sehen. Marie Antoinette darf eine Sitzprobe machen und wir machen eine kleine Fotosession. Ich gebe ihr noch schnell die Adresse unseres Blog.

Fotosession mit Dame, Primadonna (Stemme) und Klaus

Offensichtlich wird er sofort angeschaut, denn kurz darauf kommen noch drei andere Angestellte und wollen diese komischen Vögel sehen. Noch mal Fotos und dann kann es endlich losgehen.

In FL 105 fliegen wir über wunderschönen Cumuli am Pazifik entlang. Ein wahrer Augenschmaus, den ich mit ein paar Videos festhalten kann. Im Nu sind die 400 km nach Olmue´ abgespult.

On Top in FL 105

Ein warmherziger Empfang durch unseren Freund Sergio, Flügel anklappen und schon sind die beiden Stemme im Hangar.

Die beiden Stemme passen in den Hangar von Andreas! Einfach Spitze!

Wir wollen gleich weiter nach Santiago, wo wir am nächsten Tag mit der Linie zurück nach Calafate fliegen wollen, um unser Wohnmobil mit allen Expeditionsutensilien abzuholen. Doch darüber demnächst mehr.

2019.10.02 Der Sprung zurück nach Olmue´

Heute wollen wir zurück nach Olmu´ in Chile. Christian faährt seine Kinder in die Schule und uns zum Flughafen. Wir sind gegen 08:00 Uhr da. Für einen Abflug um 11:00 Uhr sollte das reichen. Ganz brav haben wir gemäß Vorschrift 24 Std. vorher per mail Zoll und Immigration über unseren geplanten Auslandsflug informiert.

Wir wollen noch tanken, aber ohne Zoll können wir nicht so einfach mit Gepäck durch die Polizeikontrolle. Nach einigem Verhandeln finden wir einen Weg. Ein paar freundliche Angestellte der Airport Operation bewahren unsere beiden Gepäckstücke auf, wir tanken, machen den Flugplan und bezahlen unsere Landegebühren. Diesmal sind wir gut in der Zeit. Koffer geholt und ab zum Zoll und Immigration. Die freundliche Dame für die Ausreisedokumente kennen wir schon. Leider ist jedoch kein Zöllner weit und breit zu finden. Einer der Polizisten ist unglaublich hilfsbereit, telefoniert überall herum und kann schlussendlich eine Dame vom Zoll erreichen. Sie weiß nichts von unserem Mail, beeilt sich aber sehr und mit mehr als einer Stunde Verspätung haben wir endlich alle unsere Stempel beisammen. Rasch noch die chilenischen Behörden per Telefon über unsere Verspätung informiert, denn in Puerto Montt müssen wir ja das gleiche Procedere für die Einreise nach Chile wiederholen. Hier wird einem mal wieder bewusst, was wir mit unserem nahezu grenzenlosen Europa für ein einfaches Leben haben.

Tronador mit seinem Eisfall auf dem Weg nach Puerto Montt

Zum Glück klappt es in Chile ziemlich reibungslos. Sowohl der Immigration Officer als auch der Herr vom Zoll wartet schon auf uns. Der freundliche Zöllner ist mehr an unserem Flugzeug interessiert, als am Gepäck.

Lago Todos los Santos

Wir verzichten aus Zeitgründen auf das Volltanken. Flugplan, Landegebühren und los geht’s nach Olmue´, grobe Richtung Santiago. Leider steht der Wind genau auf der Nase. Rasch wird deutlich, dass wir nicht mehr vor „last light“ ankommen werden. Nach einigen Überlegungen entscheiden wir uns für den Verkehrsflughafen Concepcion als „alternate“.

Wir erreichen den Pazifik bei tief stehender untergehender Sonne kurz vor Conception

Eine gute Wahl! Keine Landegebühr, freundliche Abfertigung, Hotel gleich nebenan.

2019.10.01 Time to say good bye

Es ist Zeit unsere Zelte in El Calafate abzubrechen. In den nächsten Tagen ist nicht mehr mit Wellenwetterlagen zu rechnen. Unsere Freunde vom Wissenschaftsteam lassen noch eine letzte Radiosonde aufsteigen, welche Marco mit seiner Drohne filmt.

Ramona fährt uns zum Flughafen, sie will noch einen Temperatursensor an meinem Messequipment wechseln.

Wie meistens, wird’s wieder etwas später als geplant. Wir haben ca. 1.100 km bis nach Bariloche vor uns, zum Glück gibt’s leichten Rückenwind. Beim letzten Flug vom Vortag haben wir, gefühlt, nur wenig mit Motor geflogen. Wir hatten vorher vollgetankt. Mit dem Rückenwind müsste der Spritvorrat gut reichen.

Wir fliegen los. Links von uns ziehen die uns wohlbekannten farbenfrohen Seen vorbei, die die Navigation so einfach machen. Mit fast 240 km/h kommen wir zügig voran. Der riesige Lago Cardiel weit draußen in der Pampa glänzt einmal mehr in türkisgrün des patagonischen Sonnenlichts. Am Lago Buenos Aires dreht der Wind auf etwas mehr westlich und wir müssen uns mehr oder weniger mit der Leistung unseres Rotax zufriedengeben. Die Basis der Cumuli liegt bei 2.000 m.

Der lange Weg nach Norden immer der Cordiliere folgend

Wir entscheiden, oberhalb der flachen Cumuli zu fliegen. Im Motorflug ist das Fliegen ohne Thermik deutlich komfortabler. Allmählich wird es jedoch deutlich dichter unter uns und wir sinken durch eines der letzten Wolkenlöcher wieder unter die Basis. Der Rückenwind ist zu einer immer stärker werdenden Seitenwindkomponente geworden. Entsprechend langsam kommen wir voran. Allmählich rücken die Tankanzeigen in den Focus der Piloten. Bis Esquel reichts auf jeden Fall, aber danach? Ich denke reumütig an den Sprit in der Tankstelle von Calafate. 15 oder 20 Liter mehr im Flügel können so beruhigend sein.

Apropos Flügel, bei dem deutlichen Westwind sollten die passenden Hänge doch tragen. Gesagt, getan. Südlich von Esquel schalten wir den Motor ab und surfen mit deutlichem Vergnügen die verschneiten Hänge entlang. Da die Zeit knapp ist nehmen wir für die Talquerungen einen kurzen Schluck Benzin, auch um den Motor warmzuhalten.

Der Cordon de Esquel ist noch tief verschneit und mit einer Mischung aus Thermik und Hangwind segeln wir ohne Zeitverzug nach Norden. Am Hang von El Maiten geht’s mit fast 3 m/s nach oben. Unser Spritengpass ist behoben. Nach einem letzten Motorhub landen wir in Bariloche, wo uns unser Freund Christian schon erwartet.

Christian in seinem Element!

Der Abend endet mit einem hervorragenden Asado in seinem gemütlichen Haus oberhalb des riesigen Nahu