Am nächsten Morgen starten wir sehr früh um die rund 1.400 km an einem Tag bewältigen zu können. Dies wird durch den noch immer sehr starken Wind aus Südwest nicht gerade vereinfacht!
Um die Strecke zu bewältigen, war es klar, dass wir die Strecke im gemischten Wandersegelflug mit temporärer Motornutzung absolvieren müssen. Bei einer maximalen Motorlaufzeit von sicheren 7 Stunden hätten wir zwischendurch tanken müssen, was logistisch in einem Tag mit dem Zeitaufwand für Administration und Tankabwicklung wahrscheinlich nicht machbar gewesen wäre.
Nach einem Zeitaufwand von 2,5 Stunden für das Tanken in Bariloche, kommen wir später als geplant auf Strecke. Zuerst führt uns der Weg im Motorflug nach El Maiten. Nördlich von Esquel dann plötzlich Turbulenzen und im Blauen – eine tragende Linie? Wir gehen in den Segelflug über und nutzen den wellenartigen Aufwind bis 3.500 m. Wir surfen nach Süden weiter und können so im Segelflug rund 80 km zurück legen. Dann müssen wir den Motor wieder starten, um ihn nicht zu sehr auszukühlen. Bei einer Motortemperatur unter -3 Grad Celsius ist ein anspringen nicht immer gewährleistet.
So geht es weiter Richtung Süden, zwischendurch immer wieder Aufwinde, welche wir im Segelflug nutzen, gefolgt mit Strecken im Motorflug. Gegen den immer noch recht starken Wind ist das Vorankommen mühsam und die Zeit läuft.
So benötigen wir ca. 6,5 Stunden bis der Lago Buenos Aires in Sicht kommt. Für die weiteren 500 km müssen wir uns nun sputen, um noch vor Sonnenuntergang in Calafate anzukommen. Wir sind zwar für Nachtflug ausgerüstet und besitzen auch die erforderlichen Lizensen, nur unser Flugplan schließt Nachtflug nicht mit ein.
Über dem Lago Buenos Aires finden wir wieder die alt bekannten Wellen, welche wir gerne nutzen um Sprit zu sparen. An Chile Chico auf der argentinischen Seite vorbei folgen wir westlich des Monte Zeballos einer gut angezeichneten Wellenlinie. Auch die Welle über dem Lago Pueyrredon funktioniert wie erwartet.
Nach jedem guten Lift geht es im schnellen Segelflug-Vorflug Richtung Süden. Im Gleitflug ohne Motor sind wir offensichtlich schneller als im reinen Motorflug, da wir den Propeller aufgrund eines technischen Problems nicht auf Reiseflug stellen können.
Am Lago Belgrano haben wir den letzten starken Aufwind, den wir bis 5.200 m voll ausnutzen um mit der Höhe Fahrt zu machen.
Nordöstlich des Lago San Martin liegt ein tief verschneites Hochplateau welches uns bei der tief stehenden Sonne in seinen Bann zieht! Ein paar Fotos und schon muss es weiter gehen, die Zeit wird knapp.
Vor Erreichen des Lago Viema ein letzter kleiner Aufwind und dann schnell nach Hause!
Nach 9 Stunden und 58 min landen wir bei letztem Licht in Calafate. Für die Strecke von 1.397 km nutzten wir unseren Motor ca. 6 Stunden und flogen im Segelflug ca. 4 Stunden, was einem Schnitt von ungefähr 140 km/h entspricht. Beim reinen Segelflug zwei Tage zuvor nach Norden, hatten wir für die gleiche Strecke einen Schnitt von 185 km/h.
Als letzte verlassen wir das Flughafengebäude, nur noch ein paar Reinigungskräfte sind noch da. Danke an den Controller, dass er so lange auf uns gewartet hat!